Herausforderungen
Die Klausur ist korrigiert und die Lernendenergebnisse decken von einer satten 1+ bis zu einer 4- das gesamte Notenspektrum ab.
Als die, von den meisten Schüler:innen wahrgenommene, Herausforderung hat sich die zu geringe Arbeitszeit herausgestellt. Obwohl ich diese aufgrund der technischen Aus- und Abgabe sowie Anfertigung der, den Internetzugriff im ersten Klausurteil dokumentierenden, Screenshots um 30 Minuten verlängern konnte.
In der Evaluation in der Folgestunde gaben die Lernenden als Hauptursachen für die zu knapp wahrgenommene Zeit übrigens oftmals diese Aspekte an:
⏰ Die auf 45 Minuten angelegte ungewohnt kurze (hilfsmittelfreie) Bearbeitungszeit für die Untersuchung des Inhalts/Aufbaus und der Parabelstruktur (Bild- und Sachebene).
🧠Außerdem nahm es deutlich mehr Zeit in Anspruch, die Outputs der KI zu verarbeiten, auf ihre Relevanz auszuwerten und dann unter Umständen in der vereinbarten Form (Kursivsetzung und Verweis auf entsprechenden durchnummerierten Prompt) syntaktisch angemessen in den eigenen Text zu integrieren.
Die abschließende Dokumentation und Reflexion der Anfertigung der Arbeit belegte bei den meisten den, hoffentlich spätestens in der Unterrichtsreihe erworbenen, grundsätzlich kritisch-reflexiven Umgang mit dem Sprachmodell im ko-konstruktiven Schreibprozess - und das, ohne dass beim Korrigieren der Eindruck entstand, dass lediglich auswendiggelernte Satzbausteine aneinandergereiht wurden.
Korrektur und Feedback
Stichwort Korrektur:
Aufgrund der vollständig digitalen Abgabe war es mir mithilfe eines komplexen Prompts möglich, ebenfalls in KI-Ko-Konstruktion ein umfangreiches, individuelles Feedback zu verfassen.
Dieser Prompt wurde mitsamt dem vollständigen Output im Sinne der Transparenz den Lernenden in Form eines Prompt-Protokolls gemeinsam mit dem Feedback und dem Erwartungshorizont ausgegeben - genau, wie sie selbst ihre Klausuren abgegeben haben.
Die Dauer der Korrekturen belief sich auf etwa 25-40 Minuten pro Klausur.
Dies war dem eher geringen Textumfang geschuldet und ist vermutlich vergleichbar mit dem Zeitaufwand einer traditionellen Klausur - allerdings ohne das passgenaue und umfangreiche Feedback mit einem durchschnittlichen Umfang einer Dreiviertel DinA4-Seite!
Beispiele für dieses Feedback und den vollständigen Prompt, der wiederum an den Erwartungshorizont angelehnt ist, habe ich unten angefügt.
Rück- und Ausblick
Grundsätzlich kann ich mir ein solches Klausurformat sehr gut erneut vorstellen.
⏰Dann jedoch mit einer Arbeitszeit von mindestens 135 Minuten, um in beiden Aufgabenteilen eine vertiefte Bearbeitung zu gewährleisten.
📎Auch sollten die Zitationsregeln überarbeitet werden (im Stile herkömmlicher direkter und indirekter Zitate ohne die durchbürokratisierte Kursivsetzung der übernommenen Passagen).
🧠Generell würde ich versuchen, den kognitiven Workload zu entlasten, indem man etwa im Beispiel dieser konkreten Klausuraufgabenstellung im hilfsmittelgestützten Klausurteil im Bereich der Dokumentation reduziert (etwa lediglich beispielhaft die Ziele von zwei statt drei Prompts darstellen).
Auch die Aufgaben der Reflexion (bei der hier das beispielhafte Vorgehen des Umgangs mit einem Output dargestellt werden sollte) ließe sich vermutlich durch geringfügig Anpassungen auch auf eine abstraktere, eher den klassischen Anforderungsbereich 3 bedienende, Ebene heben, auf den die dritte Aufgabe abzielte (die dann redundant würde).
Dieser Anforderungsbereich scheint aber ohnehin hinreichend bedient, da dieses Klausurformat einen sehr hohen Anspruch an die Lernenden stellt, da fortwährend Textverbesserungsvorschläge ausgewertet und an passenden Stellen inhaltlich und syntaktisch stimmig integriert werden müssen.
Dies werde ich bei meinem nächsten Vorhaben entsprechend berücksichtigen.
Auch die Schüler:Innen ließen übrigens sowohl in der Evaluation als auch in der dritten Reflexionsaufgabe eine kritisch-reflexive Grundhaltung durch differenzierte Begründungen erkennen, und bekräftigten dabei nahezu einhellig wie wertvoll sie diese Klausurform und die gesammelten Erfahrungen wahrgenommen haben.
Gründe dafür waren ein Gefühl der Relevanz der Vorgehensweise („KI verstehen und damit arbeiten lernen“) und grundsätzlich die Steigerung des wahrgenommenen Lernerfolgs durch unmittelbare Rückmeldung zum Textprodukt und der damit verbundenen Motivation und subjektiven Sicherheitsgefühls.
beispielhafte lernendenergebnisse der dokumentation und reflexion
Fazit
Zusammenfassen lässt sich festhalten, dass die Korrektur der Klausur in KI-Ko-Konstruktion deutlich machte, dass die Auswertung und Einbindung von KI-Outputs in den individuellen Prä-Text für die Lernenden eine besondere weil ungewohnte und dabei zeitintensive Herausforderung darstellten.
Dennoch wurde erkennbar, dass sich die meisten Schüler:Innen kritisch-reflexiv mit dem Einsatz von Sprachmodellen im Schreibprozess auseinander gesetzt haben und diese Arbeitsweise im Kontext Schule grundsätzlich sehr positiv beurteilen.
Soweit zur Klausur.
Die vorbereitende, selbstregulierte Arbeit wird zu einem späteren Zeitpunkt kritisch betrachtet und konkrete Änderungen skizziert.